Erinnerungen-Astronomie von 1978 bis heute

 

Heute kursieren viele semiprofessionelle bis professionelle Astrobilder in den Foren, für die man vor 30 Jahren wahrscheinlich den Nobelpreis für Physik bekommen  hätte. Hierzu reicht heute eine etwa 2.000 € Ausrüstung. Blicke ich zurück, wie ich mit 18 angefangen habe, sprich vor 34 Jahren, erkenne ich, welche enormen  Innovationen die Astronomiebranche erfasst hat. Mein erstes Teleskop bekam ich 1978, ein Tasco mit 114 mm, also 4 1/2 Zoll, f=900 mm, montiert auf  einer  altazimutalen Montierung. Als Alternative gab es auch einen Refraktor. Apos, Ritchey Cretiens,Maksutovs, Dall Kirkham, Schmitt Cassegrain waren eher  unbekannt oder gab es gar nicht. Die Abbildung des Geräts war ganz nett, haute aber einen nicht um trotz eines f/7.9 Öffnungsverhältnisses. Ich vermute, hier  versuchte ein sphärischer Spiegel seine Dienste zu verrichten anstatt eines viel besseren parabolischen, der nur einen Brennpunkt kennt. Dass so ein Newton regelmäßig justiert werden muss, wusste ich damals nicht, stand auch nicht in der Anleitung. Ohne Internet, das gab es damals noch nicht für die Massen, war es sehr schwer, sich mit Informationen vollzupumpen! Wer heute in die Astronomie einsteigt, und hat meistens Internet, dem steht ein Informationsozean zur Verfügung vom Feinsten. Daher habe ich zum größen Teil mein Wissen.

Aber zurück zu meinem 1. Newton. Ohne Teilkreise war es  schwierig, deep sky Objekte zu suchen,  weshalb ich mich auf Mond- und Planetenbeobachtung spezialisierte. Da mein Heimatort Wuppertal als Großstadt für viel  Lichtverschmutzung sorgt, blieb mir auch unmotorisiert nichts anderes übrig. Zwei Jahre später kam ich zur Marine, wo ich meinen Wehrdienst absolvierte. An der  Ostsee als Tastfunker stationiert (Eckernförde, Glücksburg), erlebte ich erstmalig einen richtig dunklen Himmel. Daher kam der Wunsch für deep sky Beobachtungen auf, weshalb  ich mir bei Quelle 1980 eine parallaktische Montierung mit Teilkreisen kaufte. mit einem 114  mm Newton dabei. Goto gab es nicht, und so gelangte ich dank Teilkreise an den beiden Achsen wenigestens in die Nähe der Objekte. Da kein Microcontroller dabei  die Aufstellungsfehler rausrechnete, musste man noch etwas suchen, bei dunklen Objekten oft auch vergeblich. Ich bekam sogar eine Sondergenehmigung, nach 22  Uhr noch auf dem Truppenübungsplatz zu spechteln. Allerdings war die erste Begegnung mit dem Wachpersonal etwas erschreckend, die mit Schäferhund und  gezogener Waffe auf mich zukamen und mich fragten, was ich da mache. Verstehe ich total, denn die mussten ja denken, ich habe da ein Flakgeschütz  aufgebaut.  Danach war ich aber hinreichend bekannt, und hatte daher anschließend meine Ruhe. Mich störte sehr schnell die Erddrehung, die mich zwang, per biegsamer Welle  diese auszugleichen. Für meine Montierung gab es einen Synchronmotor, der mit 220 V Wechselstrom und 50 Hz angetrieben wurde. Er war allerdings nur für die  Steckdose geeignet und dafür gebaut worden. Für die Operation im Feld gab es keinerlei Zubehör. Als Elektronikfreak und angehender Elektrotechnikstudent baute ich mir daher einen Wechselrichter,  die Anleitung lieferte die Elektronikzeitschrift Elektor. Man warb mit einer dem Sinus ziemlich ähnlichen Welle. Heute weiß ich allerdings als Elektroingenieur, da  waren so viele Oberwellen nach Fourier, dass es bei Astrophotografie voll daneben gegangen wäre, visuell war es annehmbar. 

Immer mehr kam der Wunsch nach  Astrophotografie auf. Mondfotos waren kein Problem, aber auf Dauer langweilig. Die Beobachtung von Deep sky Objekten gab mir viel zu wenig. Selbst die helle  Andromedagalaxie M31 sah man nur als milchige Scheibe, während in Büchern dieses Objekt so viele Details zeigt. Da es noch keine Digitalkameras gab, legte ich mir eine Dunkelkammer zu für Schwarzweiß Filme. Kodak hatte solche hochempfindlichen auf T-Kristall Basis herausgebracht names T-Max mit den  Empfindlichkeiten 400 und 3200 ISO. Letzteren konnte man bis ISO 25 000 bei forcierter Entwicklung pushen. Dabei blieb das Korn noch für damalige  Verhältnisse halbwegs klein, störte also nicht sonderlich. So konnte man in wenigen Sekunden Belichtungszeit, die meine Montierung nur hergab, schon paar Details  verewigen. Allerdings nur in schwarzweiß, weil die Farbfilme durch den Schwarzschildeffekt genauso wie die schwarz-weiß Typen schnell an Empfindlichkeit verlieren und zusätzlich einen starken Farbdrift aufweisen, da die drei Farbschichten unterschiedlich unempfindlich werden. Aber immerhin konnte man die Form der  Galaxie halbwegs erkennen, aber Details wie die Staubwolken konnte man vergessen. Solche Ergebnisse würde ich heute nicht wagen in den Foren zu  veröffentlichen, Spott wäre mir sicher! Bildverarbeitung am PC gab es noch lange nicht,denn anfang der 80er Jahre kam gerade der PC heraus mit der ultralangsamen 8088 CPU. Grafikkarten konnten, wenn sie überhaupt Farben anzeigten, maximal 256 Farben darstellen bei 640*400 Pixeln, nannte sich VGA Auflösung, die einen Meilenstein darstellte. Sowas wie Photoshop existierte ebenfalls nicht, weil die PC Technik einfach zu unterentwickelt war. Heutige Prozessoren sind  über vierzigtausend mal schneller, haben daher ganz andere Möglichkeiten. Also das Tunen der gescannten Negative auf dem PC entfiel. Anfang der 90er Jahren  gab es erste Programme ähnlich  Stellarium, Cartes du ciel, aber bei weitem nicht so umfangreich. Damit das Teleskop zu steuern war Science Fiction. Und ohne einen  teuren Coprozessor, lange Zeit über 900 DM, konnte man zusehen, wie die Sterne einzeln  auf dem Monitor aufgebaut wurden. Mangels toller fotografischer Ergebnisse, wie ich sie aus den  Büchern kannte, geriet die Astronomie etwas in den Hintergrund, weshalb ich meine Ausrüstung verkaufte. Zwar blieb ich interessiert und genoss Ereignisse wie den  Haley Kometen. Aber auch viele Besuche in Planetarien, wo ich Synthesizermusik (New Age),Sphärenklänge unter einem tollen künstlichen Sternenhimmel erlebte,  verbanden mich weiterhin fest mit der Astronomie. 

Erst 2001 kaufte ich mir wieder Equipment, einen katadioptrischen Newton G8N von Celestron zusammen mit  einer parallaktischen deutschen Montierung Montierung, CG5. Optisch nicht so der Hammer durch die eingebaute achromatische Linse, die das Rohr etwa um die Hälfte verkürzte und komatöse Sterne vermied, aber immerhin ein Achtzoller, der  schon deutlich mehr Details zeigte als meine vorherigen Röhrchen. Allerdings erschwert so eine Korrekturlinse im Strahlengang die Justage enorm! GOTO besaß die Montierung nicht, und so suchte ich den Kometen NEAT (C/2001 Q4)  vergeblich. Zwar hatte die Montierung Teilkreise, aber Aufstellungsfehler konnten nicht automatisch herausgerechnet werden wie bei einem GOTO System üblich. Bei hohen Vergrößerungen waren die Bilder ziemlich matschig und man sah  chromatische Aberration durch die eingebaute Linse. Auch die 6 mm dicken Fangspiegelstreben trugen zur erheblichen Obstruktion bei. 2006 verkaufte ich diese Ausrüstung.

Ende 2002 entdeckte ich bei Karstadt das Meade ETX70, ein 70 mm Refraktor mit F/4, sicherlich ein Farbwerfer, da die chromatische Aberration heftig sein muss bei so einem schnellen und völlig unüblichen Öffnungsverhältnis. Aber immerhin eine der ersten  GOTO Montierungen! Dazu noch sehr transportabel. Zwar eine altazimutale Montierung, daher quasi nicht zur Deep sky Fotografie geeignet. Aber endlich fand ich  alle Objekte sehr schnell, nachdem man die Montierung mit 2 Sternen "geeicht" hatte. Ein paar interne Mignonzellen machten das Gerät unabhängig von externen Stromquellen.

Ende 2008 erwarb ich meine dritte digitale Spiegelreflexkamera, eine Nikon  D700, ein sehr rauscharmer Vollformater mit 12 Megapixel, nachdem 2002 der digitale Einstieg mit einer 2 Megapixel Kamera von Nikon mir die enormen Möglichkeiten der Digitalfotografie aufzeigte. Als ich die Nikon dann Dezember 2008 erstmalig huckepack auf meiner ETX Montierung packte (ich weiß, abenteuerlich von der Belastung, Befestigung und Bildfeldrotation!) und mehrere 10 Sekunden ohne Guiding bei 6400 ISO belichtete, bedeuteten diese Ergebnisse einen Quantensprung bei mir. Der helle Orionnebel zeigte seine volle Vogelstruktur und vor allen Dingen tolle Farben. Den Schwarzschildeffekt gibt es nicht bei  den Sensoren (dafür mehr Rauschen), und so sammelte dieser gnadenlos alle Photonen. Die Bildfeldrotation hielt sich bei diesen kurzen Belichtungszeiten in akzeptablen Grenzen. Diese Ergebnisse veränderten mein Leben. Noch im gleichen Monat bestellte ich mir eine parallaktische Montierung, natürlich mit GOTO.  Diese Meade LXD75 mit 150/750 mm Newton, verbunden mit meiner D700 zeigte bei 30 Sekunden Belichtungszeit schon eine Menge Details. Länger konnte ich nicht erst einmal belichten, da dieSterne dann allmählich leichte Striche darstellten. Von Stacken hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nichts gehört, womit man tiefer belichtete Aufnahmen mit weniger Rauschen erhält. So machte ich dann mit diesem Gespann in den nächsten zwei Jahren unvergesslichge  Astrourlaube im dunklen Allgäu. Im Herbst 2009 verfeinerte ich die Aufnahmen durch Autoguiding mittels Leitrohr, ALCCD5 Kamera und dem kostenlosen PHD Guiding. Es dauerte einige Nächte, bis es  endlich klappte. Immer mehr Details zeigten dann die Aufnahmen, da ich nun die Belichtungszeiten auf mehrere Minuten verlängern  konnte. Aufgrund meiner sieben Jahre langen Scheidung konnte ich nur wenig in die Astronomie investieren, da die Anwälte containerweise Takahashi Apos von mir erhielten....  

2011 kaufte ich mir eine gekühlte Astrokamera, die Atik 383, die in Sachen Bildqualität einen weiteren Quantensprung bedeutete, durch ihre Kühlung und  der  hohen Empfindlichkeit im tiefroten Bereich selbst die teurere professionelle Nikon D700 völlig deklassiert. Bessere Montierungen ersetzten dann ab Anfang  2010 die sehr reparaturanfällige LXD75. Erst kam die AS-GT, ein Jahr später die CGEM, und noch einJahr später die CGE pro, alle von Celestron. Aber auch immer mehr  Fernrohrtypen von Skywatcher über Astro Professional bis Takahashi ergänzten meine Sammlung, da mich die verschiedenen Systeme faszinierten, einen inneren  Glaubenskrieg bei mir noch heute verursachen, wobei ich anfangs immer wieder bei den Apos landete, ab 2013 bei den Newtons. Seit 2012 setze ich verstärkt  Bildverarbeitung am PC ein (Photoshop und Fitswork), wobei ich diese bei Weitem noch nicht vollständig ausschöpfe, auch andere Nachführtechniken, wobei die  Ergebnisse immer mehr reifen. Aber ich weiß, es ist noch ein langer Weg, die absolut professionellen Ergebnisse eines Stefan Seip, Thomas Henne oder Rolf  Geisinger zu erreichen, was aber auch nicht mein Ziel sein kann. Dabei artet die Astrofotografie immer mehr in eine Technikorgie aus, die mich ehrlich gesagt selbst als Elektronikingenieur beängstigt. Das Equipment wird immer komplexer, was die Fehleranfälligkeit deutlich erhöht. So gibt es auch schon mal Nächte mit schlechten  Ergebnissen, was frustrierend ist. Man bleibt oft eine ganze Nacht auf, obwohl ich alles automatisiert habe über Netzwerk, da man auf die Ergebnisse gespannt ist.  Aber in so einer lauwarmen Sommernacht im Garten zu sitzen unter einem dunklen Sternhimmel, das ist Romantik pur, wobei ich mir dann oft viele  Fragen stelle zur  Entstehung des Universums, alles ist so unerklärlich. Wo kommt das alles her, wie können aus dem Nichts heraus selbst einfachste Moleküle wie Wasserstoff  entstehen? Es ist insbesondere die Frage nach Gott, wobei selbst da die Frage aufkommt: Wie kann er aus dem Nichts entstehen. Für mich stellt das Weltall ein  einziges Rätsel, aber auch insbesondere ein einzigartiges Kunstmuseum dar, denn viele Nebel stellen  reale Formen dar, die wie gemalt aussehen, so etwa der Rosetten, Pferdekopf- und Orionnebel.  Für mich ist die Astronomie das schönste Hobby der Welt, auch wenn ich noch andere Hobbies intensiv pflege (Elektronik,  PC, Musik).    

 

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