Justage mit dem Concenter

 

Wie oft lese ich Hilferufe in diversen Foren beim Thema Newtonjustage und Newtonoffsets. Kann ich gut verstehen, denn im Sommer 2013 hatte ich selber mal bei einem neu gekauften Orion UK CT10 erhebliche Probleme, obwohl das Öffnungsverhältnisvon f/4.8 noch nicht einmal schnell war, eher zwischen schnell und moderat. Grund für diese Probleme war, der Fangspiegel musste nach dem Transport eingebaut werden, womit dieser garantiert total verkippt ist! Selbst ein erfahrener Amateur, der selber schon einen Newton gebaut hatte, konnte nur teilweise helfen. Das ist keine Schande, denn dem User wird vorgetäuscht, mit einem Laser könne man jeden Newton justieren. Stimmt aber nur, wenn der Fangspiegel schon ziemlich perfekt sitzt. Ist dieser verkippt, dann beginnt die Irrfahrt, denn es wird überall rumgeschraubt, bis der Laser im Loch ist, selbst wenn alles schief zueinander ist. Dass dann besonders schnelle Systeme dies mit üblen Sternen am Rand belohnen, ist die Strafe. Davon ganz abgesehen muss ein Laser selber haargenau justiert sein, damit der Laserstrahl auf der Stelle bleibt, wenn man den Laser um seine Achse dreht. Denn sollte der Laserstrahl nicht parallel und mittig zum Gehäuse verlaufen, wird der Fehler mit steigender Brennweite des Newtons linear größer! So ein Laser erfordert schon extreme Präzision im Gegensatz zum Concenter!

Und eine genaue Justage eines Lasers ist nicht einfach! Aber auch ein verkanteter Laser aufgrund eines nur leicht unrunden Gehäuses produziert gravierende Fehler! Und wir wissen doch alle, was für Schrott oft aus China kommt...  Beim Concenter hingeben gibt es nichts zum justieren, da das Ding genial einfach ist, schon regelrecht primitiv aufgebaut! Selbst wenn die Kreise nicht mittig zum Gehäuse sein sollten, was so wahrscheinlich ist wie bei einem Reifenhersteller eckige Reifen, dann hebt sich dieser Fehler zu einem großen Teil auf, da man immer einen gemeinsamen Mittelpunkt hat, denn der OAZ, Fang- und Hauptspiegel wären trotzdem parallel zueinander, lediglich die gleichmäßige Ausleuchtung würde leiden. Aber wie schon gesagt, bei so einem einfach aufgebauten Concenter kann man kaum etwas fehlerhaft produzieren. Aber lasst uns endlich anfangen.

 

Ich habe bei TS mir den Spheretec Concenter in der 2" Version zugelegt, kostet 58 €. Sollten Sie nur einen 1.25" OAZ haben, bei Billignewtons oft der Fall, dann nehmen Sie die entsprechende 1.25" Version. Ein nettes Teil, nur vermisse ich eine Beleuchtung, die Speretec teilweise als Option erwähnt. Ist ein gravierender Punkt, wenn diese fehlt, denn man muß mit einer Taschenlampe so in den Tubus leuchten, dass der Strahl zum Okularauszug (OAZ) zeigt. Wenn man nur zwei Hände hat, wird das umständlich, bei 6" Geräten verdammt eng! Dann sieht man bei eingestecktem Concenter auch das Loch in der Mitte der Kreise, ganz wichtig! Überhaupt sehen Sie zu, dass der Tubus genug Licht einfängt, damit die Kreise besser gesehen werden. Ein Concenter hat absichtlich ein unbequemes kleines Loch, damit sich keine Parallaxenehler ergeben, wenn man seitlich reinschaut. Würde man zu stark von der rechten Seite reinschauen, wären die Kreise nach links versetzt und umgekehrt. Aber das geht ja glücklicherweise nicht!  Der Concenter erinnert an eine Filmdose, nur der Boden ist durchsichtig und mit Kreisen versehen, wobei der innerste Kreis ein kleines Loch hat, was den Mittelpunkt aller Kreise darstellt. Und jetzt merken Sie sich einen Lehrsatz, womit jedes Teleskop fast schon fertig justiert ist:

 

Alles muss mittig (=konzentrisch) sein und rund!!!

 

Das heißt um Gottes Willen nicht, dass der Sekundärspiegel mittig zum Primärspiegel sein muss, was schon gar nicht möglich ist bei vielen Newtons wegen dem Offset. Es soll heißen, die Kreise oder das  Concenterloch müssen mittig zum Sekundärspiegel UND mittig zum Hauptspiegel sein, wobei beideSpiegel rund, niemals oval erscheinen dürfen!

 

Interessant ist, dass man beim Cheshire Okular, eine andere leistungsfähige Justagemöglichkeit, teilweise die gleiche Vorgehensweise übernimmt.....

Nun wollen wir einen Newton damit abgleichen, obwohl man damit auch Apos, Ritchey Cretiens, SCs justieren kann, wahrscheinlich noch viel mehr, aber dazu fehlt mir die Erfahrung, da ich nicht jeden Teleskoptypen habe, nur vier.

                                                                       

Bild1: Dejustierter Fangspiegel. Die schwarze runde Scheibe ist der Fangspiegel. Sehr schön sehen Sie, wie der innerste (=kleinste) Kreis des Concenters teilweise im Fangspiegel liegt, zum großen Teil aber außerhalb, sprich, von mittig kann keine Rede sein. Fazit: Der Fangspiegel ist total dejustiert, die Sterne würden grausam aussehen! Durch Anklicker der Bilder werden diese übrigens vergrößert!

1.

Zuerst wird der Fangspiegel eingestellt. Hierbei gehen wir von aus, dass der OAZ exakt rechtwinklig auf dem Tubus sitzt, nicht schief. Letzterer Fall ist eher selten.Wenn dieser aber vorliegt, ist der Fangspiegel nicht mittig im OAZ. Dann letzteren entsprechend abgleichen.

Es kann evtl. eine Hilfe sein, wenn man bei den Fangspiegeleinstellungen den Hauptspiegel entfernt, oder ein Blatt Papier zwischen beiden Spiegeln klebt, damit man den störenden großen Hauptspiegel nicht sieht. Richten Sie den Tubus gegen einen hellen Hintergrund und stecken Sie den Concenter in den OAZ. Als erstes schrauben Sie die mittlere Schraube des Fangspiegels (FS) etwas locker, die  von drei weiteren Schrauben umgeben wird. Als Ergebnis muss sich der FS mit der Hand leicht drehen lassen , Sie bewegen den aber nur so weit, bis die Kreise des Concenters genau mittig in dem schwarz erscheinenden Fangspiegel liegen, UND der Fangspiegel rund erscheint. Kann sein bei erstmaliger Verstellung, dass sie den Spiegel paar Mal um die eigene Achse drehen müssen. Momentan ist es nur möglich, dass ein Kreis (oder mehrere) nur mittig zwischen dem oberen und unteren Fangspiegelrand reinpasst, aber zur rechten oder linken Seite des FS tendiert, also in dieser Richtung noch nicht mittig ist. Das erledigen gleich die anderen drei Schrauben. Eine unrunde (elliptische) Ansicht eines Spiegels, egal welcher, würde Verkippung bedeuten, ein K.O. Kriterium. Damit es nicht zu groben Schätzungen kommt, wird der Concenter nur so weit in den OAZ reingeschoben, dass ein passender Kreis genau auf dem Rand des Fangspiegels liegt, somit sind Schätzungen völlig überflüssig. Klappt aber leider nicht immer. 

 

Mit einem Blatt Papier im Tubus erkennst man  oft den Fangspiegel nicht richtig. Dann musst man sich auf den schmalen schwarzen Rand des Fangspiegelfassung konzentrieren, wo die Glasfläche endet. Sicherlich nicht leicht. Viel einfacher ist es zweifellos ohne dem Blatt Papier, dann siehst man den FS als schwarzen Kreis, den FS Schatten. Darauf einzustellen ist superleicht. Aber: Der FS Schatten wird über den HS gesehen, also von diesem reflektiert. Wenn Sie dann nämlich letzteren erheblich verstellen müssen, ist auch scheinbar der FS wieder dejustiert. Dann musste man wieder beim FS beginnen, das wird ein iteratives Verfahren mit paar Schleifen. Dies passiert aber nur, wenn der HS extrem verstellt war, was eigentlich nur nach einem Zusammenbau der Spiegelzelle auftreten kann. Im Allltagsbetrieb sind die Verstellungen so gering, dass meistens ein Durchgang reicht.

2.

Nun werden nacheinander die drei Schrauben des Fangspiegels betätigt, die sich um die Mittelschraube befinden. Wahrscheinlich liegen die Kreise noch nicht mittig zwischen dem linken und rechten Rand, was Sie mit diesen Schrauben nun korrigieren. Somit müssen die Kreise, oder ein exakt passender Kreis zu jedem Punkt des Fangspiegelrands den gleichen Abstand haben, somit zu diesem mittig sein, also zu allen Seiten.Alternativ kann man auch die Punkte 1 und 2 zusammenfassen, indem man alle vier Schrauben gleichzeitig löst. Dürfte aber Geschmackssache sein. Ohne es zu merken, haben Sie den berühmt berüchtigten Offset-axial und radial- eingestellt, ohne wissen zu müssen, wieviel mm der beträgt! Sie hatten denFangspiegel mittig zum OAZ eingestellt, weswegen die Ausleuchtung somit gleichmäßig sein wird. Das bedeutet, würde der Offset nicht stimmen, wäre die Ausleuchtung nur ungleichmäßig, aber die Sterne würden einwandfrei aussehen!!! Der richtige Offset bedeutet der richtige Abstand Richtung Hauptspiegel und Tubus , daher axialer und radialer Offset, und somit auch mittige Erscheinung im OAZ. Danach die mittlere Schraube wieder handfest anziehen und ggf. das Blatt Papier zwischen Fang- und Hauptspiegel entfernen.

Noch ein paar Worte zum häufigen Problemthema Offset. Meistens wurde dieser Offset schon beim Aufkleben des Fangspiegels auf seine Halterung berücksichtigt. Dann wird die Fangspiegelhalterung mittig im HS abgebildet. Wenn die Kreise mittig zur Fangspiegelhalterung (oder dessen Schatten) passen, und letzterer versetzt zum HS erscheint, also nicht mittig wurde der FSohne Offset in die Halterung/Fassung eingesetzt, und sie haben diesen Offset dann selber erzeugt durch erhebliches Verstellen des FS.

 

                                        

Bild 2: Justierter Fangspiegel. Nun liegt ein Kreis des Concenters schön mittig im Fangspiegel, bzw. der FS mittig im Außenkreis, kann man sich aussuchen. Der FS ist nun korrekt abgeglichen inklusive Offset, ohne dass ich wissen muss, wieviel Millimeter der beträgt, einfach genial!

 

3.

Der Fangspiegel ist nun perfekt justiert, und der große Hauptspiegel (HS) kommt nun dran. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Einer der Concenterkreise muss nun exakt auf dem Spiegelrand liegen (=mittig im Spiegel), womit auch alle Kreise mittig zu diesem Spiegel wären. Noch genauer ist es, wenn das Loch des Concenters in der Mitte des kleinen Papprings liegt, der in der Mitte des Hauptspiegels aufgeklebt ist. Dies setzt aber voraus, dass dieser aber auch wirklich mittig  platziert wurde. Wenn Sie den eher seltenen Fall erleben, das Concenterloch ist im Pappring platziert, aber die Concenterkreise liegen nicht mittig im Hauptspiegel, dann ist der aufgeklebte Pappring niemals mittig platziert, habe ich auch schon bei einem billigen GSo erlebt, dessen unjustierbarer Auszug auch noch krumm war.In dem Fall eines deplazierten Papprings auf dem Hauptspiegel ignorieren Sie bitte ersteren und sehen zu, dass die Kreise mittig im Hauptspiegel liegen, z.B. ein Kreis die drei Spiegelhalterungen streift. Das Loch in der Mitte der Concenterscheibe sehen Sie bei unbeleuchteten Concentern nur, wenn Sie mit einer Taschenlampe in den Tubus hineinleuchten und zwar Richting OAZ!

 

                                     

Bild 3: Sehr schön sehen Sie in der Mitte des Bildes den schwarz erscheinenden Pappring des Hauptspiegels. In diesem liegt das Loch der innersten Concenterkreise, sicherlich nicht exakt mittig, den innersten Innenring berührende, aber bei einem f/6 System reicht das völlig aus, da f/6kleine Fehler verzeiht, siehe Bericht "Schneller Frust"! Bei schnelleren Newtons hätte ich das Concenterloch natürlich schön mittig platziert!

 

Ein Sterntest ist anschließend nicht notwendig. Aber schauen wir uns mal an, ob die Sterne danach wirklich schön aussehen:

Zum Vergrößern auf das Bild klicken! Wie Sie sehen, die Justage war sehr erfolgreich, wenngleich die moderaten f/6 Systeme leichte Justier- und Fokusfehler bei Weitem nicht so bestrafen wie schnelle Systeme!!

 

Mittlerweile muss ich feststellen, dass Concenter ab f/5 und lichtschwächer grundsätzlich einfach anzuwenden sind, bei f/4 und schneller aufgrund des großen Offsets schwerer in der Handhabeung sind!  Cheshire Justageokulare sind da deutlich einfacher, unabhängig vom Öffnungsverhältnis, weshalb ich im Anschlußan diese Anleitung die Justage mit diesem Werkzeug erklären werde.

Nach der gleichen Methode können Sie übrigens auch einen Ritchey Cretien justieren. Nur darf der Hauptspiegelabstand zum Fangspiegel nicht verändert werden (wenn dieser korrekt eingestellt wurde), weil Astigmatismus die Folge wäre.

Den Sekundärspiegel, also den kleinen, stellt man mit seinen drei kleinen Schrauben so ein, dass die Ringe des Concenters mittig drin sind. Wahrscheinlich sieht man eher das Blendrohr, dann stellt man halt auf dieses ein, was das Gleiche ist, denn der Sekundärspiegel ist dort mittig drin.  Dann ist der Hauptspiegel dran. Den justierst man mit seinen drei Justier- und drei Konterschrauben mit dem Ziel, dass man das Loch des Concenters in den kleinen Ring reinbekommst, fertig. Es ist ein Pappring, wie er normalerweise auf dem HS beim Newton drauf ist. Hier ist er wohl auf dem kleinen Spiegel, fertig! Ohne gute Beleuchtung ist es schwer, das kleine Loch des Concenters zu sehen. Ich habe mir einen Deckenflutstrahler vor den RC gestellt, der nun nicht die Decke bestrahlt, sondern in das Rohr rein, da sah man das Loch des Concenters sehr gut, wenn der Einstrahlwinkel stimmte.

 

Ein abschließender Test am Stern bei hoher Vergrößerung ist aber intra- und extrafokal Pflicht, um zu prüfen, ist der Stern schön rund, oder wirkt er eckig, was Astigmatismus wäre! In diesem Fall müsste der Hauptspiegelabstand zum FS am Stern solange eingestellt werden, bis dieser schön rund ist.

Wenn Sie einen Refraktor oder Apo haben, stecken Sie mal den Concenter rein. Sind die Kreise mittig zu dem Objektiv (Linsen), sprich zum hellen Hintergrund? Wenn nein, dann ist entweder der OAZ oder das Objektiv verkippt, letzteres ist viel wahrscheinlicher.

 

 

                                                Justage mit dem Cheshire Okular

 

Das Okular hat seitlich eine kleine runde Öffnung, die man Richtung Licht drehen muss. Diese kleine schwarze Öffnung , die wie ein kleines schwarze Auge aussieht, erkennt man zusammen mit einem Fadenkreuz, wenn man durch dieses Justierwerkzeug schaut. Zuerst stellt man wie inner den FS ein. Hierbei bewegt sich dasFadenkreuz, was genau über dem kleinen schwarze Loch liegen, also dort hin bewegt werden muss. Auf dem nachfolgenden Bild sind diese beiden Objekte schon nahe zusammen.

 

 

Hat man dieses Übereinander erreicht, löst man die Konterschrauben des HS und dreht seine Justierschrauben so, dass der kleine Pappring des HS zum schwarzen kleinen Loch und dem Fadenkreuz bewegt wird. Wenn dann diese kleine schwarze Öffnung, das Fadenkreuz und der Pappring des HS exakt übereinander liegen, ist der Newton perfekt justiert. Dieser Zustand wird im nächsten Bild gezeigt:

 

 

Im übrigen sehen Sie das Fadenkreuz zweimal, einmal groß und einmal klein da gespiegelt. Aufgrund der immer vorliegenden Kongruenz (Deckungsgleichheit) ist es  egal, welches Kreuz Sie verwenden. Auf den Fotos sehen Sie aufgrund der geringen Schärfentiefe immer nur eins, was nicht mit den unbeweglichen Fangspiegelstreben verwechsellt werden darf! Sehr schön sehen Sie in dieser Abbildung auch, dass an einem GSO 200/800 geschossen wurde, also an einem f/4er,  dass alles nicht mehr konzentrisch zueinander ist aufgrund des großen Offsets, der sich "automatisch" eingestellt hat, da die Offsets meistens erreicht werden, indem  der Fangspiegel auf seiner Halterung versetzt befestigt wird.

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