Orion UK 250/1600 Newton

 

Das Monstrum und der Star in meiner Sammlung. Fast 1.6 m lang, aber nur 12 kg schwer, kann man daher selbst als Untrainierter locker paar Etagen durchs Haus  tragen! Spätestens an dieser Stelle sieht man, dass Cassegrain Systeme ihre Existenzberechtigung haben, auch wenn sie nicht ganz die Leistung eines Newton bringen können, da sie noch mehr aktive optische, fehlerbehaftete  Flächen haben, und das Licht dreimal durch den (ggf. nicht temperierten)Tubus wandert. Der Lambda 8 (peak to valley) und 0.981 Strehl  ( auf der optischen Achse) Spiegel mit Zertifikat gehört ganz eindeutig und sofort sichtbar zur Spitzenklasse. Beugungsbegrenzt war mir viel zu wenig, auch wenn die "Fachhändler" dies für ausreichend halten, aber je besser eine Optik ist,  desto weniger hat sie mit  schlechtem Seeing zu kämpfen, und um so kleiner sind die Beugungsringe! Die Folge: Knackig scharfe Bilder und nadelfeine Sterne fast bis zum Rand mit einfachen  Okularen der Plössl und Erfle Klasses sind das Resultat meines Meisterspiegels. Ich kann mich an den nadelfeinen Sternen einfach nicht satt sehen, wahrscheinlich  weil ich die ganzen Jahre vorher durch viele Newtons geschaut habe, die mich nicht begeistert haben, da sie relativ großeSterne aufwiesen, und die Abbildung als matschig bezeichnet werden konnte trotz korrekter Justage. Deswegen war ich dann auch ins Apo Lager ausgewandert für viele Jahre, hatte meine Newtons verkauft. Allerdings hat mich Orion UK mit ihren Hochleistungsspiegeln zurück ins Newton Lager getrieben, und seitdem packe ich meine Apos nur noch selten an. Ok, bei Richfieldaufnahmen komme ich nicht um sie herum, da um die 500 mm Brennweite benötigt werden. Aber zurück zu den nadelfeinen Sternen bis fast zum Rand. Auch ein Apo zeigt in Randnähe nicht mehr punktförmige Sterne, nennt sich dann Bildfeldwölbung statt Koma. Kein Wunder bei nur 20% Obstruktion des Newton und dem moderaten Öffnungsverhältnis f/6.4. Astrofotografisch deklassiert der Orion UK meinen guten Astro Professional Apo 130/900, was natürlich ein unfairer Vergleich  ist aufgrund der fast doppelt so großen Öffnung des Engländers. Genial die Spiegelaufhängung, denn um den Spiegel herum ist viel freier Raum, so dass die Luft von dem dahinter positionierten Lüfter abgesaugt werden kann. Somit  wird verhindert, dass warme  Luftschichten durch den Strahlengang gejagt werden wie bei blasenden Lüftern, was das Bild dramatisch verschlechtert. Ich bin absolut begeistert von den saugenden Lüftern, denn ich habe es schon erlebt, dass ein nicht temperiertes Rohr innerhalb weniger Minuten bei eingeschaltetem Lüfter sichtbar die Wärmeschlieren verjagte und man sehr schnell schon viele Details am Planeten sehen konnte. Aber Achtung: So ein hinten offenes Rohr ist auch extrem empfänglich für Fremdlichter, etwa LEDs oder Laptops in der Nähe.... Da das  Öffnungsverhältnis mit  f/6.4 sehr moderat ist, stellt Koma kein nennenswertes Problem dar, so dass man keine teuren Okulare wie Nagler benötigt, und Astrofotografie bis APS-C Chips ohne Koma Korrektor betrieben werden kann, siehe Fotos unten. Natürlich sorgt ein Komakorrektor im Feld für noch  kleinere Sterne, so dass sich der EInsatz des Korrektors immer noch lohnt. 

Auch die Justierung des  Spiegels ist wegen f/6.4 stressfrei. Ebenfalls sorgt dieses Öffnungsverhältnis für eine deutliche Toleranz bei Tubusausdehnung,  Verkippung und Spiegeldejustierung. Bei  f/4 Systemen würden diese Faktoren zu einer dramatischen Verschlechterung gegenüber dem  f/6.4 System.führen!

 

Natürlich führt  dieser Newton zu Auflagen bei der Astrofotografie. Geräte im Alutubus wie diese Version haben nur eine Fokustoleranz von 2-3 Grad. Man sollte  also die Temperaturveränderung beobachten und ggf. nachfokussieren! Wem das zu viel ist, kauft sich die Carbonversion, nennt sich CT10L.

 

Der Tubus wurde etwa 2012 von Orion UK auf 2 mm verstärkt und wirkt nun etwas stabiler, was die Justagestabilität deutlich erhöht. So können viele Schwenks des Rohrs die Justage nicht verändern, wohl aber ein Anziehen oder Lockern der Rohrschellen, so dass die Mechanik mittelmäßig ist. Visuell wäre sie noch in Ordnung, aber astrofotografisch etwas bedenklich. Deshalb habe ich mittlerweile den etwas labrigen Alutubus durch Carbon ersetzt und auch einen Baader Steeltrack Okularauszug zugelegt. Der Umbau erfolgte von TS recht gut, auch wenn dieser weitere 800 € verschlungen hat, und nun mein Orion etwa 2000 € kostet. Aber ich bereue keinen Cent! Der Tubus wiegt mit Rohrschellen und Losmandyschiene nur 8.9 kg, ist durch den Carbontubus somit 3 kg leichter geworden!  Die Justagestabilität des Rohrs ist zufriedenstellend. Die von Anfang an hochwertige 9 Punkt Spiegelzelle ist stabil, die Fangspiegelhalterung brauchbar. Trotz TS Carbontubus läßt sich dieser etwas zusammendrücken, was den Justierlaserpunkt wandern läßt, der dann aber bei Loslassen des Rohrs wieder reproduzierbar zu seinem Ausgangspunkt wandert. Justieren mit Laser muss man unbedingt mit angezogenen Rohrschellen, weil andernfalls beim Anziehen der Schellen der Laser ebenfalls wandern würde. Hier bin ich mir nicht ganz sicher, ob der Carbontubus eine erhebliche Mitschuld trägt. Dennoch möchte ich diesen leichten Werkstoff nicht missen, denn er hat eine um den Faktor 120 geringere Wärmeausdehnung gegenüber Aluminium, Faktor 60 gegenüber Stahl, wobei allerdings immer die Differenz zwischen Tubus und Spiegelmaterial zu sehen ist, da hier oft kompensierende Wirkung auftritt. Der Crayford Okularauszug ist in Ordnung, auch für Astrofotografie mit etwa 1.7 kg, Last. Man kann ihn wunderbar bei Verkippung abgleichen, da er viele  Justagemöglichkeiten bietet, was ich bnei den TS/GSO  Crayfords vermisse. Ich hatte mit genau diesem Gewicht verschiedene Okularauszüge belastet (TS  Monorail, Baader Steeltrack und den Orion UK Crayford), indem die Kamera mit Zubehör am OAZ mit Faden befestigt war und exakt nach unten zog (270 Grad), während ein Justierlaser im OAZ steckte. Hierbei wanderte der Laserpunkt nur halb aus dem Loch heraus genau wie beim Monorail. Der Baader Steeltrack musste allerdings erst einmal abgeglichen werden, damit er ähnliche Ergebnisse brachte, nachdem er anfangs patzte. Hierzu zieht man die Madenschraube neben der Fokusklemmung so fest an, dass der Auszug nicht mehr butterweich läuft, eher etwas kratzig.  Dennoch hat eine Montierung mit dem Hebel von 1.5 m schwer zu kämpfen, da das Rohr somit sehr windanfällig ist. Zum Vergleich: Die Tubusoberfläche des Newton ist ca. um den Faktor vier größer als die eines 10 Zoll Ritchey Cretiens. Aber nicht nur der Hebel ist  problematisch, auch das Einblickverhalten ins Okular, denn ohne Leiter geht nichts mehr . Hat man nur Rasen oder Unebenheiten unter sich, wird aus der Kletterpartie schnell eine wacklige  Sache.....Dies ist aber kein Orion UK Problem, sondern eine generelle Eigenschaft von Newtons! Dennoch bin ich mit diesem modifizierten Newton sehr glücklich!  Fazit: Optische Spitzenklasse, mechanisch mittelmäßig, bezogen auf den temperaturanfälligen Aluminium Tubus. Aber diesen kann man austauschen gegen Carbon, was das Tubusseeing deutlich reduziert, dann kann nämlich keine Wärme vom Boden den unteren Tubusteil mehr erwärmen. Auch Fokustoleranz (mit Carbon 9  statt 2 Grad) und Temperaturänderung wären somit erledigt. 

Zum Ansehen in voller Auflösung bitte die Bilder anklicken!

 

 

M13 aufgenommen mit einer Nikon D5100. Sehr schön wird der Kugelsternhaufen aufgelöst. Zu keinem Zeitpunkt war ein Komakorrektor im Einsatz!

 

 

 

Interessant bei M81 die runden Sterne an den Rändern trotz fehlendem Komakorrektor!

 

 

 

Man beachte die vielen Details der Mondoberfläche. Auch wenn nachgeschärfte wurde, so kann diese Bearbeitungsmaßnahme nie verlorene

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