Takahashi 60 CB Apo

 

Zweifellos stellt Takahashi Apochromaten her, die zur absoluten Referenzklasse gehören. Hierzu gehört auch das kleinste Mitglied der Flotte, das 60CB Dublet mit 60 mm Öffnung und 355 mm Brennweite, ideal also für wide field Aufnahmen. Auch die Schärfe dieses billigsten Mitglieds ist absolute Spitzenklasse. Es macht damit Spaß, Landobjekte zu beobachten. Man entdeckt dabei allerkleinste Details, die keine Zweifel an demAuflösungsvermögen und Schärfe des Geräts aufkommen lassen dank Fluoridlinsen.  Bei einem Vergleichstest mit einem Sternfreund hatten wiruns ein Dach mit Kamin in 80 m Entfernung vorgenommen, also gutes Seeing, und zum Vergleich die 80 mm Apos Equinox und Evostar, beide von Skywatcher, herangezogen. Dabei zeigten sich die beiden Chinesen als optisch absolut gleichwertig und auf einem sehr hohen Niveau,was nicht zu erwarten war, da die Evostars preislich niedriger angesiedelt sind als die Equinoxe! Allerdings wurde ersterer bei Teleskop-Spezialistengekauft, die die Optik grundsätzlich prüft und daher ein Testprotokoll angefertigt hatten, bei den Händlern eine Seltenheit. Insofern kann es sein, dass meinEquinox als ungetestete Version mit schleifender Bremse ins Rennen geschickt wurde.

 

Eigentlich unfaire Gegner, denn die 80er Apos schaffen eine theoretische Auflösung von 1.45 ", der kleinere Takahashi nur 1,9" nach Dawes. Allerdings mussten wir uns immer wieder die Frage stellen, ob hier verkehrte Welt vorlag. Der kleine Japaner zeigte feine Strukturen an den Dachpfannen und den Fugen des Kamins deutlicher, hervorgehobener, kontrastreicher, aufgelöster, dass die beiden größeren Apos in Sachen Detail-reichtum und Schärfe knapp hinter dem Takahashi lagen, obwohl man es genau umgekehrt erwartet hätte, sollte doch das bessere Auflösungsvermögen der 80er Apos eine Detailüberlegenheit ergeben. Es stellt sich natürlich die Frage, ob diese Überlegenheit an Schärfe und Details auch bei deep sky Fotografie erhalten bleibt, wird doch das meistens mäßge Seeing einige Details verwischen. Da ich den Takahashi erst seit Ende Juni 2012 habe, konnte noch kein Test erfolgen.

 

Soweit das Positive.Weniger toll finde ich den Okularauszug. Eine Zahnschiene ohne Untersetzung findet man eigentlich nur bei Billigteleskopen, so dass das Finden des Fokus etwas Feingefühl erfordert, woran auch das moderate Öffnungsverhältnis von f/5.9,  bzw. f/6.2 mit Flattener und die niedrige Brennweite  nicht viel ändern. Eine aufgedruckte Millimeterskala wäre bei der Fokussuche sehr hilfreich gewesen.

 

Das Objektiv kann man überhaupt nicht justieren, weder die einzelnen Linsen noch die ganze Einheit gegen Verkippung. Hier kann man nur hoffen, dass Takahashi die Linsen tsunamifest einbetoniert hat!

 

Den 2 Zoll Adapter und die Rohrschelle lässt sich Takahashi mit jeweils 78 und 115 € teuer bezahlen. Auf ein 7*50 Sucherfernrohr habe ichverzichtet, denn 307 € dafür halte ich für Nepp! Auch die Sucherhalterung für 77 € ist ein Witz! 49 € für eine kleine Distanzhülse sind völligüberteuert. Aber man ist auf dieses Zubehör angewiesen, da Takahashi sehr proprietäre (Gewinde) maße anwendet, die zu nichts auf dem Markt kompatibel sind.

 

Aber nun zu der eigentlichen Aufgabe des kleinen Tak, nämlich den Einsatz bei Astrofotografie.Mir ist bekannt, dass die Bildfeldkrümmung linear steigt mit fallender Brennweite. Da diese bei dem kleinen Takahashi nur 355 mm beträgt,ewartete ich eine deutlich stärkere Krümmung des Bildfelds. Allerdings fällt diese erheblich stärker aus als erwartet und steht m.E. auch in keinerRelation zu meinem Apo Equinox 80/500, den ich immer mit gutem Erfolg ohne Flattener verwendet hatte, da der Aufnahmechip nur 22 mm mißt.Die Aufnahmen des Tak ohne Flattener halte ich für unbrauchbar, und so habe ich den TS Universalflattener TS dann verwendet. Dieser räumt zwarsichtbar ganz schön auf mit den komatösen Sternen, aber die Leistung an den Rändern (jeweiils 20% des Bildes) ist leider nicht perfekt. Möglicher-weise muss ich noch ein wenig experimentieren mit anderen Abständen Flattener-Sensor, weil sich hierdurch auch die Korrektur ändert. Ich hatteaber auf diese Experimentiererei mit diversen Abständen keine Lust und bestellte daher den Original Takahashi Flattener, der extra für dieses Apo gerechnet wurde, sprich dessen Krümmung kennt. Allerdings ist dieser weniger tauglich für Vollformatchips, da die Ausleuchtung am Rand nur 70% beträgt.

 

Laut ICS liegt kein dezentriertes Gerät vor, was ich absolut glaube. Anbei die Vergleichsaufnahmen, die ich absichtlich nur 6-10 s belichtethabe beim Takahashi, um Nachführungsfehler völlig auszuschließen. Davon ganz abgesehen verlief das Autoguiding bei allen drei Aufnahmen perfekt!Der Skywatcher Equinox ist dem Takahashi in Sachen Bildfeldkrümmung haushoch überlegen, längliche Sterne nur in den Ecken, was man m.E. nicht nur mit derum 41% längeren Brennweite erklären kann. Daher ist der Takahashi ohne den eigenen Flattener astrofotografisch unbrauchbar. Allerdings ist das Problemmit diesem Flattener, dass man wegen dem proprietären Gewinde des Takahashi erst einmal zwei Adaptern von denen benötigt, die 14 mm Weg sinnlos verbrauchen. Damit verbleiben für Filterrad, Off axis guider und Kamera 42 mm, was gerade so reicht. Einen OAG kann man nicht mehr verwenden., wobei ichsicherlich keine Ausnahme bilde, verwende ich doch gängiges Equipment (Atik 383, Starlight Xpress und Atik EFW2 Filterrad). Den gleichen Spaß habenHobbyastronomen, die eine Canon oder Nikon DSLR verwenden, die etwa genauso viel Weg verbrauchen wie meine Konstellation aus Filterrad und Kamera.  

 

Der Takahashi Flattener für 249 € trotz seiner kleinen 56 mm optische Strecke lohnt sich absolut! Runde Sterne bis in die äußersten Ecken. Allerdingswerden die Schärfevorteile dieses Geräts bei Deep Sky Fotografie durch das mäßige Seeing in Deutschland zunichte gemacht, so dass sich keine sichtbarenVorteile gegenüber dem viel billigeren Equinox 80 herausstellen.

 

Hier nun die Ergebnisse. Zum Vergrößern der Bilder diese bitte anklicken! Beim Takahashi mit Flattener habe ich absichtlich ein einziges weitgehendunbearbeitetes Luminanzbild genommen, um Stackingfehler auszuschließen. Ferner betrug die Belichtungszeit nur eine Minute, um Nachführfehlerebenfalls auszuschließen.

                  

Tak ohne Flattener               Tak mit TS2 Flattener            Equinox 80/500 ohne        Equinox 80 mit TS2          Takahashi 60CB mit Takahashi

                                              Flattener                                 Flattener                              Flattener                             Flattener

 

Fazit: Ohne den Original Flattener ist der Takahashi 60 CB astrofotografisch unbrauchbar. Diesen wird man aber nur für Astrofotografie benutzen, weil erfür visuelle Zwecke zu wenig Licht, Kontrastumfang und Auflösung bietet, da zu wenig Öffnung.  Ob sich der fast doppelte Preis gegenüber einem gutenEquinox 80 lohnt, ist sehr zweifelhaft. 


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