Chinaqualität

 

Wie wir ja schon erfahren haben, ist die Astrobranche außergewöhnlich, wird dort jeglicher Wettbewerb unterbunden, indem sich paar Generalimporteure den Markt aufteilen und folglich die Preise diktieren können. Aber noch eine traurige Einzigartigkeit zeichnet dieseBranche aus: Sie ist sehr chinalastig! Ich schätze mal, 90% der Waren kommen von dort. Was da einem oft angedreht wird, ist abenteuerlich.

 

Wie viele Verlängerungshülsen und Adapter aus dünnem Aluminium habe ich schon geschrottet, wenn diese durch das Gewicht der Kameraund des Filterrads, moderate 2.0 kg, verzogen waren, und ein Auseinanderschrauben der Teile bestenfalls -wenn überhaupt- nur noch auf der Werkbank funktionierte. Teuer wird es, wenn an diesen Teilen noch ein teurer Filter dranhängt, den man nicht abbekommt, und die Rettungsversuche diesenruinieren. Ein namhafter Astrohändler gab mir den Tipp mit 2 Lederlappen könne man die Adapter trennen. Naja, dann ist ja alles wieder bestens,brauche nur noch einen Gorilla dazu.......

 

Denke ich noch an meine häufig defekte LXD Montierung, wo ich trotz des sehr guten Services von Meade die Schnauze voll hatte und diesenach nur einem Jahr verkaufte, oder an meine Celestron CAM Montierung, die Am Anfang der Garantiezeit und drei Monate nach Ende der Garantie mit Elektronikschäden sich verabschiedete, kommt es mir so richtig hoch. Zeitweilig hatte ich keine Lust mehr, diesem vielleicht schönsten aller Hobbies nachzugehen.

 

Diese miserable Qualität betrifft auch das Hochpreissegment. Sieht man sich mal Testberichte der CGE Pro Montierung von Celestron an, so wird in fast jedem Testbericht irgendein Schaden lamentiert. Wir sprechen hier von einer fünftausend Euro Montierung, wo man erwarten kann, dass es eine Qualitätskontrolle geben muss, wobei diese nicht der Kunde sein kann. Meine CGE pro fing an 8 Schrauben schon nach paar Wochen an zu rosten,  verabschiedete sich nach 1.5 Jahren mit schweren Korossionsschäden an Elektroniksteckern, obwohl die Montierung abgedeckt ist. Der RA Motor lief wild los und konnte selbst durch den mechanischen Anschlag nicht gestoppt werden, was ihn in den Tod riss, da man Strombegrenzungen aus Kostengründen eingespart hat (ca. 1 €). So eine Montierung muss paar feuchte Nächte, wie sie hier in Deutschland vorkommen, aushalten, ansonsten ist es eine Fehlkonstruktion, da billigste Steckverbindungen eingebaut sind. Die Reparatur hat 5 Wochen gedauert, weil der Laden so viel Schrott in der Werkstatt liegen hat, dass die beiden Techniker nicht mehr mit der Arbeit nachkommen.

 

Aber die Händler kaufen fleißig weiter bei den Chinesen ein, denn da werden erheblich höhere Margen erzielt, und nur das zählt, insbesondere die Monopole, indem man für möglichst viele Marken Generalimporteur ist, die Hobbyastronomen sind denen doch egal, denen kann man alles andrehen. Versuchen Sie mal  hochqualitative Ware wie z.B. Takahashi Apos zu bekommen, die bieten nur wenige Händler an. Warum wohl? Da wird dem Kunden erzählt, 0.8 Strehl, also beugungsbegrenzt, reicht völlig aus bei Deep sky. Solche Verkäufer sollen auf dem Markt Gemüse verkaufen, aber zu mehr taugen die nichts! Dass ein hoher Strehlwert die Seeinganfälligkeit erheblich mindert, das weiß oder interessiert keinem Verkäufer. Ich habe das Drama miterlebt, wenn Planetenbeobachtung an einem Spiegelkoloss nicht möglich war, die Abbildung war selbst bei niedrigester Vergrößerung (ca. 60 fach)verschwommen, während ich meinen 100er Equinox bis auf  400 fache Vergrößerung problemlos hochtreiben konnte (Ich weiß, bringt nichts, diente nur zum Test). Bei gleicher Austrittspupille hätten beide Geräte bei gleicher Qualität gleiche Ergebnisse bringen müssen!

 

Es gibt nur wenige Ausnahmen aus China, wo man sagen kann, die Qualität ist gut. Dazu gehören die Equinoxe und Evostar Apos und Newtons von Skywatcher, alias Syntha. Aber der Rest von denen ist bestenfalls Mittelmaß.

 

Gewissenhafte Händler würden so einen Mist gar nicht mehr einkaufen und somit die Chinesen boykottieren. Aber davon gibt es nur wenige, etwa ein Händler aus Linz, der die LXD75 Montierungen aus dem Programm genommen hatte, nachdem er 50% Rückläufer hatte.

 

Allerdings habe ich auch schon bei Produkten made in England und Portugal viel Ärger gehabt. Da werden Filterräder (Starlight Xpress) verramscht, deren USB Buchsen keine Zugentlastung kennen, nur kleinflächig mit der Platine verlötet sind. Wie schnell sich die Buchse dann löst selbst bei normaler Behandlung, kann man sich leicht vorstellen. Drei Filterräder von Starlight Xpress in nur einem Jahr defekt, ist schon eine reife Leistung. Bei meiner Frage, ob ich besser auf Atik wechseln sollte, die ernüchternde Antwort des Händlers: "Zum Vergleich Starlight - Atik kann man nur sagen: es gibt bei beiden Marken gelegentlich Reparaturen ohne eine Tendenz."Das klingt nicht sehr vertrauenserweckend.........Ähnliche abenteuerliche Zugentlastung der Buchse gibt es auch bei der Lodestar Guidingkamera von Starlight Xpress, wo ein namhafter Händler gleich eine Zugentlastung für teures Geld mitverkauft unter dem Slogan: "Zugentlastung für Lodestar Kabel ...Leichtbauweise... stabilisiert den Kabelanschluss am Lodestar und verhindert eine Beschädigung der empfindlichen Anschlüsse". Ich möchte nicht wissen, wievieleKameras erst draufgehen mussten, bis man diese Marktlücke entdeckt hat! Aber auch bei dem sehr teuren Atik Filterrad EFW2 hat man so eine abenteuerliche USB Buchsenbefestigung, die man sehr feinfühlig bedienen sollte.

 

Ein anderes Beispiel ist das Verlängerungskabel für die Celestron Handsteuerungen. Als nur noch die paar dünnen Kabel aus dem Stecker baumelten, da die schwache Zugentlastung  den Außenmantel nicht mehr packte, meinte ein Händler allen Ernstes, die Kabel dürften sich nicht bewegen. Kein Problem, dann muss ich meinen Montierung die Bewegung beim Nachführen abgewöhnen, das gibt bestimmt einen Riesengaudi... Noch schlimmer an diesen Kabeln ist: Ich hatte in der Vergangenheit oft rätselhafte Phänomene an den Montierungen. Da wurden plötzlich Sterne im Erdboden vermutet, oder die Echtzeituhr wurde immer abgeschaltet, bzw. wurde gar nicht mehr gefunden. Seitdem ich diesen Verlängerungsschrott entsorgt habe, laufen meine CGE pro und CGEM ungewohnt zuverlässig. Schaue ich mir mal diese Kabel als gelernter Elektroingenieur genauer an, läuft es einem kalt den Rücken runter! Verdrillte Drähte gibt es nicht (differentielle Signale gegen Störspannungserkennung hält man für überflüssig), Abschirmung schon gar nicht. Dass sich dadurch Störspannungen so richtig austoben können, ist die logische Folge. Aber auch die Software muss primitiv programmiert sein, die keine Fehlererkennung betreibt, geschweige Fehlerkorrektur.

 

Kurzum: Es ist traurig, wie unser schönes Hobby durch häufig minderwertige Ware so zerstört wird. Wir Amateurastronomen sollten daher dafür sorgen, dass die Händler auf ihren Schrott sitzen bleiben. Dann lieber mehr Geld in hochwertiges Produkt ausgeben, denn billig gekauft bedeutet oft  noch viel Geld drauflegen! Gäbe es Qualitätsaudits bei diesen Astrohändlern, wie ich es aus der Automobilzulieferbranche kenne, hätte man deren Ramschbuden schon längst dicht gemacht!

 

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